Nandeyanen?!
18.03.2020Und weiter geht's, diesmal aus dem Zug von Osaka nach Fukuoka. In einem Punkt war Osaka recht ähnlich zu Tokyo: Abgesehen von den geschlossenen Attraktionen, den allgegenwärtigen Gesichtsmasken und Handdesinfektionsmitteln an allen Eingängen scheint die Coronapandemie das öffentliche Leben erstaunlich wenig zu beeinflussen. Züge, Restaurants, Geschäfte ... alles gut besucht. Ich bin mal gespannt wie lange das noch so bleibt, zwar sind die Infektionszahlen hier noch vergleichsweise niedrig, allerdings testet man hier auch spät und wenig. Aber ab jetzt habe ich ja für die nächsten zwei Monate erstmal einen festen Wohnsitz, bin also gewappnet für die Quarantäne.
Osaka ist anders ... irgendwie
Das Osaka etwas anders tickt, habe ich ja vorher schon mehrfach gehört. Mein Eindruck war, dass das auch so stimmt, ob das jetzt an meiner Voreingenommentheit lag weiß ich nicht. Die Menschen schienen mir deutlich weniger uniform als in Tokyo, man sieht mehr verschiedene Kleidungsstile, Frisuren etc. Sowas gibt's zwar auch in Tokyo, dort aber meist sehr ortsgebunden und dann sehr extrem. Auch unterhält man sich gerne mal auf der Straße, oft sogar im Zug, miteinander, und wirkt augenscheinlich offener und fröhlicher. Auch soll der Dialekt der hier gesprochen wird etwas speziell sein, das konnte ich aber mangels Sprachkenntnissen noch nicht so wirklich beurteilen.
Was auch auffällig ist, ist die erstaunliche Menge an großen, teuren Autos auf den Straßen, das war ich von Japan so auch noch nicht gewohnt. Nicht nur deswegen ist es deutlich lauter hier, zusätzlich hupt man auch noch ganz gerne—noch keine europäischen Verhältnisse, aber es geht schon in die Richtung.
Osaka ist nicht nur "die Küche des Landes" – was etwas schade ist, da ich aus Infektionsschutzgründen mich weitestgehend auf Konbini-Essen beschränkt habe – sondern auch die Stadt der überdachten Einkaufsstraßen. Die gibt's hier haufenweise, teilweise Kilometer lang.
Ach ja, in Japan herrscht Linksverkehr, deswegen hält man sich auf Gehwegen und Rolltreppen auch meistens links ... nicht in Osaka, da ist es andersrum. Warum? Weiß auch niemand so wirklich, ist halt so.
Tourismus pur
Ein minimales Tourismusprogramm war dann doch noch drin. Wie üblich erstmal Tempel Schrein.
Der Sumiyoshi Taisha ist so alt, dass er noch ohne Einflüsse vom asiatischen Festland enstanden ist und deshalb architektonisch als durch und durch japanisch gilt. Und tatsächlich wirkte alles erfrischend anders, außerdem gab's wieder einen hübschen Park außenrum.
Dann nochmal Wandern. Was für Tokyo der Takao ist, ist für Osaka Minoo Park. Das ganze geht über 3km ein recht beschauliches Tal entlang an dessen Ende sich ein Wasserfall befindet. Der Ort ist scheinbar sehr für seine Farben im Herbst bekannt, zumindest lassen das die ganzen Souvenirstände vermuten. War trotzdem gut was los.
Der Weg selbst ist etwas unschön, eine breite Betonpiste mittig durchs Tal wo dann auch dementsprechend Hinz und Kunz unterwegs sind. Zwar gibt es auch ein paar längere Routen an den Hängen entlang, die wirkten jedoch recht verfallen und diverse Schilder warnten vor allerlei Getier, inklusive wütender Bienen ... dann doch lieber Betonpiste.
Und schließlich natürlich zur Burg von Osaka. Die ist meiner Meinung nach hauptsächlich wegen der mehrstufigen Befestigungsanlagen außenrum beeindruckend, sonst aber auch ganz hübsch anzusehen. Dort habe ich übrigens auch meinen ersten Gaijin-Smash¹ geschafft. Ich weiß nicht ob ich irgendwo langgelaufen bin wo ich nicht hätte sollen, oder irgendwas Fotografiert habe was ich nicht hätte sollen, zumindest wurde ich auf dem Weg aus dem Park heraus von zwei Wachleuten abgefangen die mir verzweifelt irgendwas mit "Kamera" und "Zaun" erklären wollten. Nachdem sich aber kein Passant fand der Dolmetschen konnten und sie per Funk auch nichts erreicht haben, haben sie sich dann mehrfach Entschuldigt und mich weitergehen lassen. Keine Ahnung was das war, ich erinnere mich an kein Schild was ich evtl. ignoriert haben könnte ... vielleicht wollten sie mir ja auch nur sagen wo ich bessere Bilder hätte machen können.
¹: Gaijin - Abfällig für Ausländer. Ein Gaijin-Smash ist wenn man für Regelbrüche nicht belangt wird, weil es zu kompliziert wäre das Problem zu kommunizieren. So in etwa zumindest.
























